Ganz genau - und das ist ja der wesentliche Vorteil eines 5W50 gegenüber 20W50.bebe hat geschrieben: hat man denn z.B. während der Kaltlaufphase mit einem 5Wxx-Öl dann nicht weniger Öldruck als mit 20Wxx?
Denn der Motor braucht an den kritischen Stellen erstmal nicht Öl DRUCK sondern vor allem Öl MENGE.
Das 5W50 ist beim Kaltstart weniger zäh und somit näher am normalen Betriebszustand des warmen Öls dran, anders gesagt man kommt früher in gesunde Schmierungszustände.
Beim Kaltstart hat man beim 20W50 zwar sehr hohen Öldruck direkt nach der Ölpumpe (dieser Druck wird vom Überdruckventil wieder weggeregelt, sonst würde u.a. der Ölfilter platzen), aufgrund der hohen Zähigkeit kommt aber an den kritischen Stellen kein Öl an (Nockenwelle), oder zuwenig (Kurbelwelle, Pleuellager). Also kommt es zu Verschleiss.
Wenn das Öl Betriebstemperatur hat, gibt es eigentlich keinen mechanischen Verschleiss mehr - ein sauber konstruierter Motor hätte - wenn er ununterbrochen mit idealen Betriebstemperaturen betrieben wird - fast das "ewige Leben". Deshalb hat Carlo Abarth das Motoröl seiner Renner auf Elektrokochplatten in den Boxen vorgewärmt. Optimal sind die in Nordschweden gebräuchlichen Tauchsieder im Motor (wer schon mal auf Wintererprobung in Arjeplog war schätzt das auch heiztechnisch)...
Motorverschleiss findet eigentlich nur beim Kaltstart und in der Warmlaufphase statt - ausser man hat ein Öl mit zu geringer Warmviskosität - z.B. 0W20. Warum?
Die Gleitlager der Kurbelwelle sind sogenannte hydrodynamische Gleitlager und machen sich ihren Öldruck selber - über den "Schmierkeil" der Drehbewegung. Was sie brauchen ist schlicht ausreichende Öl MENGE - die fehlt beim Kaltstart - andererseits muss das Öl bei hoher Last und hoher Drehzahl eine hohe Warmviskosität aufweisen, damit der Schmierfilm nicht durchschlägt. Ganz schlecht wäre hier ein 30er Einbereichsöl, ein vollsynthetisches 5W50 ist übrigens bei 120 Grad Öltemperatur zäher als ein 20W50 und schützt damit auf der Autobahn oder auf der Nordschleife das Kurbelwellenlager besser.
Problematisch ist bei mineralischen Ölen mit hoher Warmviskosität wie z.B. 20W50, dass sie im Gegensatz zu vollsynthetischen Grundölen viel mehr Viskositätsverbesserer brauchen um auf "50" zu kommen - und diese verschleissen chemisch mit der Zeit, sodass man dann statt des 20W50 nur mehr ein 20W20 hat und damit seine Gleitlager schädigt.
Am Kolben herrschen wesentlich höhere Temperaturen und Geschwindigkeiten, da kommt es vor allem auf den HTHS Wert an (High Temperature High Shear), damit der Schmierfilm möglichst nicht abreisst (am Totpunkt tut er das leider häufig wegen der Richtungsumkehr "Zwickelverschleiss"). Moderne Leichtlauföle haben einen von den üblichen 3,5 auf 2,8 mPa s abgesenkten HTHS, um nochmals ein Prozentchen Sprit zu sparen. Ich wünsche mir für den Dino das Gegenteil und verwende deshalb Öl mit HTHS 4,4 statt 3,5 mPa s.
Und zuletzt: Mineralische Öle neigen stärker zum Verkoken, besonders hinter den Kolbenringen. Das führt u.a. zum unerwünschten Wegpolieren des gehonten Kreuzschliffs an der Zylinderwand ("Bore Polishing"), dort haftet dann erst recht kein Öl mehr.
Nun werden viele denken "jetzt bin ich verwirrt - hoher Öldruck ist doch gut"? Nein, beim Kaltstart wie beschrieben nicht - der vielgepriesene "hohe Öldruck" bei warmem Motor beschreibt den Unterschied zwischen einem kerngesunden Aggregat und einem fertiggefahrenem Motor mit verschlissener Ölpumpe und verschlissenen Kurbenwellenlagern...
Aber zusammengefasst: Jeder soll reinschütten was er mag - ist ja nur ein Hobby. 20W50 ist schon ok, aber bitte kein Baumarktöl und dann nachträglich teure, wirkungslose und schädliche Additive dazu...