Ventilspieleinstellung am Dino Motor

[ThomasK]

Ventile einstellen ist eine wichtige aber auch schöne, jedoch recht lange dauernde Wartungsarbeit (ein langer Tag, besser ein ganzes Wochenende), die einiges an Vorbereitung und planvollem Vorgehen erfordert.
Hier soll zum jetzigen Zeitpunkt keine Anleitung dazu gegeben werden (vielleicht später mal), aber zum Thema planvolles Vorgehen gehört auch eine sorgfältige Dokumentation der IST Werte des vorgefundenen Spiels und der Stärke der eingebauten Einstellplättchen. Dazu soll die folgende Tabelle eine Anregung zum Aufbau geben.

[CodaTronca]

Moin Leute,

ich habe mal ein Paar Fragen zu den Sollwerten:

1.) Sind die in Stein gemeißelt oder gibt es auch Fraktionen
hier, welche andere Werte einstellen?

2.) Thomas hat hier immer auf 10/100 genau gemessen. Bei mir ist aber zB ein Einlass bei
etwa 0,125 mm. 0,15er Lehre geht zu schwer durch, 0,1er zu leicht. Die Teile gibt's ja nur in 5/100-Abstufung...
Geht ihr jetzt wirklich zum Motorenbauer und lasst euch den Shim runterschleifen? Ist das
überhaupt vernünftig hinsichtlich eventuell oberflächengehärteter Shims?

Bin gespannt auf eure Antworten

Viele Grüße
Bijan

[Nicolai]

Einstellplättchen abschleifen ist totaler Käse. Wie Du schon schreibst ruiniert man dabei die gehärtete Oberfläche.
Abgesehen davon steht in den FIAT Unterlagen "Hauptmerkmale und Daten": Einlass 0,20 mm, Auslass: 0,40 mm, also 10tel mm .
Technisch gesehen besteht die Notwendigkeit ja nur darin, zu verhindern das bei keinem oder viel zu geringen Ventilspiel allein durch die Wärmeausdehnung die Nockenwelle die Ventiel minimal öffnet. Dann gibt es im oberen Totpunkt keine Richtige Kompression mehr und das Ventil kann verbrennen. Das passiert wenn die Ventile bei schliessen den Ventilsitz immer weiter in den Kopf hämmern.
Dann gibt es irgendwann keine passenden Einstellplättchen mehr und man braucht neue Ventilsitze.

[bernhard]

in stein gemeißelt würd ich nicht sagen, da ferrari für den 246ziger und lancia für den stratos bei identischen nockenwellen/ventilen/köpfen einlaß 0,15 bis 0,20 und auslaß 0,25 bis 0,30 angab !!

gruß bernhard

[CodaTronca]

@Nicolai: Darüber habe ich schon diverse Meinungen gehört und deswegen stellte ich die Frage auch. Manche sagen: ja, das geht, manche nein.
Bei den 105er Alfas ist es zB eine hin und wieder praktizierte Methode. m E sollte es doch davon abhängen, ob das Material des Shims durchgängig oder nur oberflächengehärtet ist.
Deiner Aussage entnehme ich, dass die Plättchen beim Dino "nur" oberflächengehärtet sind, ergo ist Runterschleifen, wie bereits von Dir geschrieben nicht drin.
Daraus ergibt sich für mich die Frage, ob ihr dann bei einem gemessenen Wert von zB 0,125 und Shims, die ausschließlich in 0,05er Abständen angeboten
werden lieber mit zu viel oder zu wenig Spiel fahrt. Die Risiken beider Abweichungen sind mir bewusst, mich interessiert aber wie das hier
von den alten Hasen in der Praxis gehandhabt wird.

@Bernhard: das sind interessante Infos. Hat jemand die Auswirkungen einer solchen Veränderung
des Spiels bereits getestet? Allgemeine Risiken zu geringen Ventilspiels sind mir natürlich bewusst.

Beste Grüße
Bijan

[ThomasK]

Hallo,
ich habe gerade erst mit einem alten Hasen gefachsimpelt, der mit seiner langen Erfahrung eher 0,15-0,2 und 0,25-0,3 einstellt.
Bei regelmässiger Kontrolle ist das sicherlich völlig OK.
Wie aus meinen oben stehenden IST Werten zu sehen ist, hatte ich bei einigen Auslässen 0,1 und bin damit einige Zeit umhergefahren - ohne dass irgendwelche Schäden aufgetreten sind - das Risiko dafür ist aber natürlich hoch. Mit meinen nun eingestellten 0,2 und 0,4 habe ich nun deutlich hörbares Ventilspiel. Leistungsmässig habe ich (persönlicher subjektiver Eindruck) keinen Unterschied festgestellt, aber natürlich ist der Ventilhub bei grösserem Spiel kleiner, damit auch der Gasaustausch etwas geringer. Der Effekt kann aber bei meinem Dino gut durch die gleichzeitige Vergaserreinigung, -abstimmung, Verteilerüberholung, Steuerzeiteneinstellung etc. überlagert und mehr als kompensiert worden sein.

Zum Thema Härteschicht: die ist doch vor allem auf der Oberseite wichtig, da dort Nocke und Plättchen sich treffen -
wie wichtig ist diese auf der Seite die im Stössel liegt?

Gruß, Thomas

[bernhard]

ab ca. der 80ziger jahre hat fiat im werk auch zwischengrößen die auf 2 bzw. 7 / 100 enden in die motoren eingebaut . diese shims gabs aber nie zu kaufen, findet man nur manchmal in gebrauchten motoren.
ist aber auch eine gefühlsache ob eine fühlerlehre schwer oder leicht geht 2-3 /100 auf, wird nicht hörbar oder spürbar aber sicherer sein.

[CodaTronca]

Wenn sogar ab Werk für den 246 geringere Werte vorgegeben sind und auch einige
Fiat-Fahrer diese Werte fahren, dann werde ich wohl jetzt leicht engere Werte als Serie fahren,
da ich 1. kein Ventilklappern wünsche (wie von Thomas bei den Serienwerten berichtet) und
2. auch einigermaßen stvo-koform fahre bzw. regelmäßig kontrolliere.

Mir schweben Einlass 0,175 - 0,2 und Auslass 0,325 - 0,35 vor. ich werde die verfügbaren
Standard-Shims in 0,05 mm Abstufungen verwenden, ohne irgendwelche Änderungen.
Schließlich handelt es sich um ein nicht überholtes Serientriebwerk, da liegen die
Schwächen siecher woanders.

Die Frage von Thomas finde ich interessant und dieses Argument habe ich auch bereits
schonmal gelesen.

Viele Grüße
Bijan

[Nicolai]

Ich finde der Nutzen oder der Vorteil steht in keinem Verhältnis zum Risiko.
Es wird bei 0,05 mm mehr Ventilhub keinerlei spür-oder meßbare Mehrleistung geben.
Das Ventilspiel sollte bei den Werkseinstellungen auch nur im kalten Zustand hörbar sein.
Und nicht zu vergessen, daß gerade die Paarung Nockenwelle/Tassenstößel zu den richtigen Schwachstelle unserer Dinomotoren gehört.
Die Schmierung ist besonders beim Kaltstart eine Katastrophe, weshalb man die Ölfilter irgendwann mit Steigrohr versehen hat.
Wenn man mal viele Dino Nocken vergleicht gab es unzählige Varianten der "Ölnut" vom Nockenwellenlager um das Öl besser zu verteilen.
Ich hatte in meinem Motor nach der Überholung samt neuer originaler neuer Nocken schon beim ersten Ventilspieleinstellen einzelne Nocken die bereits "spitz" an den Kanten wurden. Ich finde die "Ölbohrung" mit 0,7mm im Grundkreis des Nocken die einzige Lösung für das Problem.
Mit den 105er Alfamotoren lässt sich das kaum vergleichen, weder vom Drehzahlnieveau her noch von der Konstruktion (untenliegende kleine Plättchen wie die frühen 2L V6).

[Martin]

Hallo Experten,

mein 2 L Motor (1. Serie mit Plaettchen unter den Stoesseln) ist seit Revision nun etwa 4000 km gelaufen und es ist Zeit, das Ventilspiel zu ueberpruefen und evtl. einzustellen. Ein paar Fragen habe ich:

1) Im Kaltlauf ist kaum Ventilgeräusch vorhanden, erst bei warmem Motor kann ich es sehr deutlich hoeren. Weisst das auf zu grosses oder evtl. zu kleines Spiel hin ?

2) In den "Technischen Tabellen" und "Anleitung fuer Reparaturen des Motors" wird fuer den 2 L Motor E 0.22-0.27 und A 0.42-0.47 angegeben. Im englischsprachigen Manual wird auf S. 9 eine Tappet Clearance von E 0.15-0.20 und A 0.40-0.45 angegeben. Was ist nun der relevante Wert ?

3) Thomas empfiehlt in seiner Tabelle (ganz oben im Thread) ebenfalls geringere Werte von 0.2 bzw. 0.4. Gilt das fuer den 2.4 L Motor ?

beste Gruesse
Martin


PS: habe mich fuer das Herbsttreffen angemeldet, so sieht der Dino endlich auch mal seine Kollegen !