Kaufberatung

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Matthias Appel
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Kaufberatung

Beitrag von Matthias Appel »

Kaufberatung

Das Fiat Dino Coupe wie auch der Fiat Dino Spider und der Ferrari Dino 246 sind mittlerweile 40 Jahre alte Sportwagen, die an Technik und Karosserie Wartung und Pflege bedürfen. Da diese Fahrzeuge schon während ihrer Bauzeit recht exotisch waren, ist der Betrieb heute ohne Vertragswerkstätten noch schwieriger als damals, wobei es die Ferrari Fahrer hier doch noch etwas einfacher haben als die Fiat Besitzer. Bei letzteren ist von den Werkstätten überhaupt keine Hilfe zu erwarten.

Beginnen wir bei der Karosserie, hier sind alle üblichen Stellen grundsätzlich rostgefährdet, beginnend an den vordern und hinteren Radläufen, die A-Säulen, die B-Säulen, der gesamte Schwellerbereich innen und außen, die Türen und die Hauben, vor allem die unteren Kanten.
Bei den A-und B-Säulen sowie den Schwellerbereichen ist zu beachten, dass sich hinter den schönen Karosserieformen zusätzliche Versteifungsbleche befinden, die mit Sicherheit komplett durchgerostet sind, bevor man die ersten Bläschen an der Außenhaut sieht. Das rostanfälligste Auto ist zweifelsohne das Fiat Dino Coupe. Leider ist dessen aufwändige, von Bertone designte, Karosserie auch die am schwierigsten zu restaurierende Karosserie: Sie rostet häufig noch zusätzlich rund um die Front- und Heckscheibe, manchmal sogar auf dem Dach.
Die Pininfarina Autos Fiat Dino Spider und Dino246 haben einen wesentlich einfacheren Aufbau, rosten daher etwas weniger und sind leichter zu reparieren. Für alle Fahrzeuge ist es äußerst schwierig Blechteile zu bekommen, wenn man etwas findet sind diese Teile sehr teuer. An Nachfertigungen und Anpassungen kommt man kaum vorbei.


Bezüglich der Technik ist die Teileversorgung besser, sämtliche Verschleißteile und Motorenteile sind grundsätzlich erhältlich. Schwierig wird es bei Teilen für das Getriebe. Getriebe für die Fiat Dino 2,4l Spider und Coupe kommen von ZF, diese wurden auch ähnlich in anderen Autos verbaut. Hier kann es eine Chance geben Teile zu bekommen.
Getriebeteile für den 2,0l Fiat Dino und die ersten beiden Serien (L und M) vom 246 sind praktisch nicht erhältlich. Lager und Synchronringe wird man finden, Wellen, Zahnräder, Schaltgabeln oder Schiebemuffen gibt es gar nicht, hier helfen nur ein gebrauchtes Getriebe oder teure Nachfertigungen.

Die Motoren sind grundsätzlich zuverlässig, bedürfen aber einer aufwändigen Wartung. Sämtliche Arbeiten an z.B. Ventileinstellung oder Vergasereinstellung sind sehr arbeits- und zeitintensiv. Benötigt man für die Ventileinstellung an einem normalen 4-Zylinder Motor ca. 2 Stunden, sind es an einem Dinomotor aufgrund der aufwändigen Ventildeckelkonstruktion und der vier Nockenwellen schnell 8 bis 10 Stunden, selbst für einen geübten Schrauber. Wichtig ist ein guter und überholter Zündverteiler, diese kosten überholt ca. 600,- bis 800,- Euro, eine Überholung zwischen 200,- und 400,- Euro, je nach Aufwand. Der Verteiler ist wichtig für einen problemlosen Betrieb. Dieser sollte ca. alle 20.000 km überprüft werden. Das Preisniveau liegt sehr hoch für Ersatzteile, eine Motorrevision kostet je nach Aufwand und ausführender Firma und je nach Optimierung zwischen 9.000,- und 20.000 Euro.

Wie erwähnt ist die Teileversorgung für Verschleiß- und Motorenteile relativ gut, exklusiv nur für die jeweiligen Dinos hergestellten Teile sind kaum und wenn nur sehr teuer zu bekommen. Armaturen, Instrumente, viele Blechteile, Windschutzscheibenrahmen, Achsteile findet man nur schwierig oder bei Privatleuten.

Die 2,0l Autos und die 2,4l Autos sind sowohl bei Fiat wie bei Ferrari sehr unterschiedlich, da passen untereinander fast keine Teile. Motor, Getriebe, Achsen, selbst teilweise die Karosserien, alles ist unterschiedlich. Bei Fiat Dino Spider und Coupe ist die Technik innerhalb der 2,0l und 2,4l Modelle identisch.

Der Kontakt zu den Clubs ist wichtig, da viele Informationen zur Restaurierung und Ersatzteilen nur hier vorhanden sind. Grundsätzlich ist irgendwann jedes Ersatzteil zu finden, es müssen dafür aber manchmal längere Wartezeiten und eine intensive Suche oft über Monate in Kauf genommen werden.

Bezüglich der Preise geben die großen gängigen Oldtimerzeitungen einen guten Überblick. Je nach Zustand können die Preise nach oben und unten z.T. erheblich schwanken.
Gerade bei den Fiat Dino Coupes und teilweise bei den Spidern übersteigen die Restaurierungskosten deutlich den Marktwert. Hier ist immer das bessere und vollständige Auto der bessere Kauf.
Argonaut
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Dino: Fiat Dino 2,0 Spider

Re: Kaufberatung

Beitrag von Argonaut »

Was die Preisentwicklung betrifft, hier noch ein Update bezüglich der Spider;

Dino Spider 2.0 Zustand 2-3: 50.000 und 1-2 60 - 70.000

Dino Spider 2.4 im Schnitt 20.000 mehr.

Das ist der Stand der Dinge Ende 2013. Und es gibt einige Angebote, die bereits deutlich über 100.000 bei den 2.4 Litern stehen.

Ganz grundsätzlich ist es immer noch so, dass unglaublich viele Exemplare in einem schlechten Zustand sind, die am Markt angeboten werden.
Matthias Appel
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Re: Kaufberatung

Beitrag von Matthias Appel »

Es ist bestimmt richtig, dass die Preise aus der Kaufberatung nicht mehr aktuell waren, daher habe ich diese einfach mal gelöscht und belasse es bei dem Hinweis auf die Fachpresse.
Die Preise haben sich allgemein nach oben entwickelt.
Wo aber ein Mehrpreis von € 20.000,- für einen Fiat Dino 2,4l Spider gegenüber einem 2,0l Spider herkommen sollen ist mir schleierhaft. Das sind Dimensionen die eher dem Wunschdenken von Verkäufern entsprechen, als der Realität.
Die 2,4l Spider werden grundsätzlich nur in Deutschland höher gehandelt. Schaut man sich Preislisten in England an, so gibt es dort keinen Unterschied, in italienischen Listen erscheint der 2,0l Spider höher als der 2,4l Spider.

Woher die Hype in Deutschland kommt kann ich nicht nachvollziehen. Historisch haben die 2,4l Spider gar nichts vorzuweisen, außer vielleicht , dass die 2,4l Autos in Maranello zur Endmontage kamen.

Die 2,0l Motoren sind vom Aufbau her bei der Ventilsteuerung und bei der Materialauswahl sowie bei der Agilität und Drehfreudigkeit deutlich näher an den Dino - Rennmotoren, als die 2,4l Autos, die schon mehrTeile vom Fiat 124 oder 130 haben. Ebenso war gerade die bereits 1966 produzierte 1. Serie das eigentliche historische Highlight für die Homologation dieses Motors für die Formel 2. Warum das alles in Deutschland unter den Teppich gekehrt wird, ist nicht nachvollziehbar.
Wer mehr Drehmoment möchte, kauft besser ein Auto mit 3,0l Motor.
Ähnliches gilt für den Dino 206. In offiziellen Preislisten wird dieser oft preislich unter den 246 bewertet. Für die da genannten Preise wird bestimmt kein 206 verkauft. Die erzielten Preise für 206 liegen bestimmt über herkömmlichen 246, wenn denn überhaupt mal einer angeboten wird.
Der tatsächlich realistische Preis ergibt sich aus Originalität und Zustand eines Fahrzeugs.
Matthias
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Tobi
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Re: Kaufberatung

Beitrag von Tobi »

Ein Grund für den höheren Preis eines Spider 2400 mag auch die deutlich geringere Stückzahl sein. Ansonsten ist es einfach schwierig, einen Marktpreis für ein Auto zu taxieren, das nur in einem sehr geringen Volumen gehandelt wird. Das ist bei einem 911er oder einer Pagode viel einfacher. Aber die Magazine und Dienste müssen trotzdem zu irgendwelchen Zahlen kommen und dann kommen eben so Ausreisser wie beim 206er zusammen. Da fließt der Daumen eben hoch drei in die Berechnung mit ein. Mir kommen diese 'Marktpreise' für den Fiat Dino oft etwas zu hoch angesetzt vor, aber ich weiß auch, dass sie durchaus ab und an realisiert werden, manchmal sogar deutlich darüber. Wie dem auch sei, ein richtiger Dinoisto spekuliert eh nicht mit seinem Dino, aber er freut sich schon, wenn er wenigstens kein Geld kaputt macht mit seinem Hobby :)
Argonaut
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Dino: Fiat Dino 2,0 Spider

Re: Kaufberatung

Beitrag von Argonaut »

Ich gebe Matthias grundsätzlich Recht. Auch ich finde den 2.0 Liter interessanter und technisch hervorragend, und... ich habe selbst einen, auch wenn ich noch einen 2.4 Liter suche.

Ich habe nur meine Erfahrung kundgetan bei der Suche nach einem passenden Exemplar. Wahrscheinlich kommt der Preisunterschied genau aus der Tatsache heraus, dass weniger Exemplare produziert wurden. Einen 2.0 unter 50 zu finden ist aussichtslos... und dann sind die Exemplare meist schlecht.

Diejenigen Fahrzeuge, die zur Zeit für über 100 K angeboten werden (Italien = silber und Genf = blau), sind nebenbei in einem mittelprächtigen bis schlechten Zustand. Was man in den letzten Jahren leider verstärkt beobachten kann, ist, dass Händler sich in das Geschehen einklinken und bei jeder Weitervemittlung steigt der Preis um 10.000. Das ist mehr als schade.
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